Tabula Peutingeriana
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Römisches Militär am Niederrhein
von Michael Gechter
I. Das kaiserzeitliche Heer V. Logistik
II. Das spätantike Heer VI. Bauten des Heeres
III. Bewaffnung und Ausrüstung VII. Sozialstruktur des Heeres
IV. Sold und Auszeichnungen VIII. Literatur und Verweise

Bewaffnung und Ausrüstung


So verschieden die Struktur der römischen Truppe war, so deutlich unterschied sich auch die Bewaffnung der Legionäre von der der Hilfstruppen. Allerdings sind solche Unterschiede nur in den ersten zwei Jahrhunderten n. Chr. festzustellen. Im Laufe des 3. Jahrhunderts glichen sich die Bewaffnungen der einzelnen - früher so unterschiedlichen Truppenverbände - einander immer mehr an.

Während die Bewaffnung der kaiserzeitlichen Legion direkt aus der Ausrüstung der republikanischen Truppenverbände herzuleiten ist, sind die Waffen- und Ausrüstungsgegenstände der Auxiliareinheiten stark von den früheren nationalen Verbänden dieser Truppe geprägt worden. Das heißt, daß gallische Truppen in der Frühzeit ihre ursprünglich keltische Bewaffnung beibehalten haben. Ahnlich verhielt es sich auch mit der Kampfweise dieser Einheiten.

Im folgenden soll versucht werden, die unterschiedlichen Bewaffnungsarten der römischen Armee in einem zeitlichen Rahmen miteinander zu vergleichen. Hierbei ist grundsätzlich zu bedenken, daß die Bewaffnung der Legionen in der Frühzeit für einen Kampf im großen Verband geeignet war, während die der Auxiliarsoldaten hauptsächlich für Vorposten- und Plänklergefechte gedacht war. Die Reiter der Alen trugen wiederum andere Waffen als die Kohortensoldaten. Dies hängt ursächlich mit der anderen Kampfweise vom Pferd herab ab.

Um Christi Geburt trugen die römischen Legionäre bis zum Centurio aufwärts eine kurzärmelige Tunika aus rotem Tuch und darüber einen langen Kettenpanzer. Als Angriffswaffen dienten ihnen ein Kurzschwert (gladius) und ein Dolch (pugio) sowie zwei Wurflanzen (pilum), die einen Weicheisenschaft mit einer gestählten Spitze besaßen. Der umbiegende Weicheisenschaft sollte verhindern, daß die Waffen vom Feind wieder verwandt wurden. Neben dem Kettenpanzer schützten sie sich mit dem rechteckigen Schild (scutum), der mit Leder bezogen war. Der Schild wurde mit der linken Hand geführt. Als Kopfschutz trugen sie einen bronzenen bzw. eisernen Helm (cassis) mit Wangenklappen und Stirnschutz. Als Militärstiefel wurden die sog. caligae getragen, durchbrochene, stark genagelte Sandalen. In diesen Stiefeln wurden entweder Fußlappen oder Strümpfe benutzt. Vor schlechtem Wetter schützten sich die Männer mit dem sog. Soldatenmantel (sagum). Dieser Mantel diente gleichzeitig nachts als Decke.

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Legionär
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Mitte des l. Jahrhunderts änderte sich dann die Bewaffnung der Legionäre. Anstelle des Kettenpanzers wurde jetzt ein Schienenpanzer eingeführt. Gleichzeitig wurde auch die Aufhängung des Schwertes verändert. Während die Soldaten noch Anfang des l. Jahrhunderts n. Chr. mit zwei Gürteln (cingulum) ausgerüstet waren, an denen der gladius und der pugio hing, hatten sie in der zweiten Hälfte des l. Jahrhunderts nur noch einen Gürtel. Das Schwert wurde jetzt an einem schmalen Schulterriemen getragen. Die Helme veränderten sich insofern, daß die direkten Schutzvorrichtungen (der Nacken- und Stirnschutz) verbreitert wurden. Charakteristisch für diese Helme ist die Öffnung für das Ohr, damit die Soldaten die Befehle besser hören konnten. Das scutum veränderte sich kaum, ebensowenig die beiden pila.

Anfang des 2. Jahrhunderts wurde bei der niedergermanischen Armee eine erneute Reform der Bekleidung und der Bewaffnung durchgeführt. Die für die hiesige Witterung ungeeigneten caligae verschwanden und wurden durch feste hochgeschlossene Stiefel einheimischer Machart ersetzt. Charakteristisch ist aber auch hier wiederum die starke Nagelung des Schuhwerks. Es scheint so, als ob in dieser Zeit schon das Langschwert (spatha), das an einem breiten Schulterriemen getragen wurde, eingeführt wurde. Auch der gebogene Legionsschild (scutum) wurde wahrscheinlich abgeschafft und durch den leichteren Schild der Auxiliareinheiten (clipeus) des l. Jahrhunderts ersetzt. Gegen Ende des 2. Jahrhunderts wurde auch die halblange Hose als Bekleidungsstück bei den römischen Legionen eingeführt, ebenso der Kettenpanzer.

Grabstein des Romanius
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Die Auxiliarsoldaten hatten während der genannten drei Jahrhunderte nur Kettenpanzer getragen. Ihre Kleidung entsprach der der Legionssoldaten, die Alenreiter trugen allerdings Kniehosen. Anstelle des sagums wurde häufig ein Kapuzenmantel getragen. Bewaffnet waren die Kohortensoldaten mit Langschwert (spatha), Dolch (pugio) sowie zwei Wurfspeeren (hasta) und einem ovalen Schild (parma). Die Alenreiter trugen keinen Dolch und hatten das Langschwert ebenfalls am Gürtel befestigt.

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Im 2. Jahrhundert verschwand der Dolch aus der Ausrüstung der Infanteriekohorten, das Schwert wurde jetzt wie das der Legionäre an einem Schulterriemen getragen. Eine etwas längere Lanze bildete die einzige Fernwaffe der Kohortensoldaten. Im 3. Jahrhundert setzte sich bei den Kavallerieeinheiten der Rundschild und der Lamellenpanzer durch.

Neben dieser Standardausrüstung finden sich noch Spezialausrüstungen, besonders im Bereich der Hilfstruppen. So gab es Bogenschützen (sagitarii) zu Fuß und auch zu Pferde, ebenso gab es Reitereinheiten, die eine schwere Stoßlanze (gaesati) trugen. Ab dem 3. Jahrhundert wurden dann schwer gepanzerte Reitereinheiten (catafractarii) aufgestellt, bei denen Mann und Pferd einen Panzer trugen. Diese neue Truppe war die Antwort Roms auf die schwere Panzerreiterei der Parther.

Außer diesen regulären Einheiten gab es, besonders im l. Jahrhundert, noch Späher und Kundschafter, die zumeist aus germanischen Reisläufern in römischen Diensten bestanden. Diese Leute brachten ihre einheimischen Waffen mit, teilweise benutzten sie aber auch römische Ausrüstungsgegenstände.

Die Centurionen und die Stabsoffiziere sowie die Kommandanten der Auxiliarkohorten waren mit einem sogenannten Muskelpanzer ausgerüstet, der der Form des Oberkörpers nachgebildet war. Sie trugen keine Soldatensstiefel (caligae) sondern geschlossene, hohe Stiefel. Als Zeichen seiner Würde verfügte der Centurio über einen sog. Offiziersstock (vitis). Dieser Stock war Rangabzeichen und Ausdruck der Vollmacht der körperlichen Züchtigung gegenüber den Soldaten. Sowohl die Centurionen als auch die Feldzeichenträger und Bläser waren als Zeichen ihrer Würde mit kleineren Rundschilden ausgerüstet.

Die veränderte Struktur des Heeres (Aufstellung von Reiterheeren) im 4. Jahrhundert, bedingte auch eine neue Bewaffnung. Die Reitereinheiten waren jetzt mit Rundschild und Langschwert ausgerüstet, sie trugen keinen Panzer mehr, aber immer noch einen Helm. Zusätzlich wurde noch eine schwere Lanze mitgeführt. Die Kleidung bestand jetzt aus Hemd, langer Hose, Halbstiefel und dem Soldatenmantel. Die Limitantruppen, meist einheimische Soldaten, waren ebenfalls mit Langschwert, Schild und eventuell Wurflanzen ausgerüstet. Helme und Panzer sind in der Germania secunda nicht mehr nachweisbar.

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Nur die Legionen verfügten über Geschütze, mit denen Steinkugeln und Bolzen verschossen werden konnten. Die Kraft wurde dadurch erreicht, daß die beiden Arme eines Geschützes in Spannsehnenbündel eingespannt waren und durch Auslösen des Mechanismus in ihre ursprüngliche Lage wieder nach vorn schnellten. Hierdurch wurde das Geschoß vorwärts getrieben. Es gab zweiarmige Flachbahngeschütze (catapulta) und auch zweiarmige Steilfeuergeschütze (ballista). Die Geschütze wurden entweder mitgeführt oder als Festungsgeschütze auf den Türmen der Kastelle belassen. Sie wurden hauptsächlich gegen Mannschaften eingesetzt, denn mit ihnen konnten keine Breschen in Mauern geschlagen werden. Außerdem dienten sie zum Schleudern von Brandpfeilen in feindliche Stellungen.

Das Feldzeichen der Legion war der Legionsadler (aquila). Daneben trat noch das Kaiserbildnis (imago). Die Manipel und die Centurien einer Legion besaßen ebenfalls Feldzeichen, genau wie wir das für die einzelnen Kohorten der Legion annehmen können.

Die Kampf- bzw. Arbeitsvexillationen hatten eine eigenes Truppenzeichen (vexillum). Dies wurde auch von den Alen geführt. Die Züge (turmae) einer Ala trugen dagegen ebenso wie die Kohorten ein Signum als Feldzeichen. Die Numeri hatten als Feldzeichen wahrscheinlich zuerst das Drachenfeldzeichen (draco). Im 4. Jahrhundert löste dieses Feldzeichen die übrigen Feldzeichen ab und diente als Legions- und schließlich auch als Kaiserstandarte. Die anderen Feldzeichen der Kaiserzeit bis auf die imagines wurden weiter benutzt. Die Feldzeichenträger hoben sich von den übrigen Soldaten durch ein Tierfell ab, das sie über dem Panzer trugen. Beliebt waren Wolfsund Bärenfelle.

Neben den optischen gab es auch akustische Zeichen, die durch Blasinstrumente übermittelt wurden. Das römische Heer verfügte über das hornartig gebogene cornu, die gestreckte tuba und die posaunenartige bucina. Das Signalinstrument des Legionskommandeurs war die bucina. Jedes Manipel einer Legion hatte eine tuba und ein cornu. Die Reiterei benutzte vermutlich den lituus.

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Gepäck

Die Dinge, die der Soldat unbedingt brauchte, mußte er auf dem Marsch selbst tragen. Dazu gehörten neben den Waffen noch Werkzeug, Kochgeschirr und eine eiserne Ration. Je nach Auftrag kamen noch ein oder mehrere Schanzpfähle hinzu. Die Traglast wog ca. 20 Kilogramm und wurde an einer Stange auf der Schulter mitgeführt.

Die Centurien waren in Gruppen à 8 Mann aufgeteilt. Jede Gruppe oder »Stube« (contubernium) schlief zusammen entweder in einer Stube oder in einem Zelt. Die antiken Zelte waren steilwandig mit einer Grundfläche von ca. 3 x 3 Metern. Jedes contubernium hatte ein Tragtier zum Transport schwererer Gepäckstücke. Zusätzlich standen noch Wagen zur Verfügung, auf denen Verpflegung, schweres Schanzgerät usw. mitgeführt wurden. Für diese Lastwagen gab es eigene Remisen im Bereich der Lagerstraßen.

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