Novaesium, alias Neuss

NGZ Online, 4. Juli 2010

So aßen die alten Römer

Sebastian Schaefer

Einen Kurzfilm über die Mahlzeiten und Essgewohnheiten der Römer hat jetzt das Kulturamt Neuss mit dem Team der "Neusser Filmstudios" entwickelt. Er wird ab September im Clemens-Sels-Museum zu sehen sein.

Sassenrath, Pause
Christopher Sassenrath (rechts) gehört zur Filmcrew der "Neusser Filmstudios". Carl Pause ist Kurator für Archäologie und Stadtgeschichte am Clemens-Sels-Museum. Beide arbeiten an der Dokumentation. (NGZ-Foto: woi)

Man nehme: Getreide, Fleisch, dicke Bohnen und Knoblauch. Viel Knoblauch. Dies sind die Grundbestandteile einer römischen Legionärsmahlzeit. Der Knoblauch diente nicht zur Feindabschreckung, sondern zur Stärkung des Immunsystems. Zum Nachkochen ist die römische Küche nicht empfehlenswert – dennoch ist es interessant zu sehen, wie unsere römischen Vorfahren auch in Neuss ihr Mahlzeiten zubereitet haben.

Aus diesem Grunde erarbeitete das Kulturamt Neuss in Zusammenarbeit mit der jungen Filmcrew der "Neusser Filmstudios" rund um Christopher Sassenrath (18) einen Kurzfilm über die römische Küche. Er ist ab dem 10. September im Rahmen der Ausstellung "Grenzenlose Gaumenfreuden – Römische Küche in einer germanischen Provinz"im Clemens-Sels-Museum zu sehen.

"Der Ausstellung zu einem solchen Thema fehlte das Wesentliche – das Essen", erläuterte Carl Pause, Kurator für Archäologie und Stadtgeschichte am Clemens-Sels-Museum, die Idee, die römischen Kochkünste in die Tat umzusetzen und das in einer Dokumentation festzuhalten. Als Drehort bot sich die römische Küche des archäologischen Parks in Xanten an, gekocht wurde von Sylvia und Heinz-Peter Crumbach, zwei Archäotechniker, die historische Arbeitsweisen erforschen und nachahmen.

Der Film zeigt sie in authentischen Kostümen, wie sie mit Tontöpfen, Messern und Holzlöffeln, Nachbildungen von Ausgrabungsfunden, das Essen nach überlieferten Originalrezepten zubereiten. "Man sieht, dass die Kamera so nah wie möglich am Geschehen ist und den beiden Köchen immer wieder über die Schulter fährt", erklärte Regisseur Sassenrath, der mit seinem Team erstmals eine Dokumentation produzierte. "So soll der Zuschauer den Eindruck gewinnen, er stünde selbst in der Küche."

Die Aussagekraft der Bilder war ihm besonders wichtig, denn momentan ist gibt es diesen Ausflug in die römische Küche nur als "Stummfilm". "In einer Ausstellung wäre der Ton nur störend" merkte Carl Pause an. Sassenrath ergänzte jedoch, bei Interesse könne der Film, von dem es eine fünf- und eine zwölfminütige Fassung gibt, auch noch nachvertont werden.

Für die Neusser Filmstudios mit ihrer Crew soll dieses kurze Werk, das die Ausstellung sicherlich um einen sehr interessanten und lebendigen Aspekt bereichert, der Grundstein für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Kulturamt Neuss sein.

Das Clemens-Sels-Museum indes geht mit der Ausstellung einen neuen Weg, sich mit römischer Geschichte zu beschäftigen. In Zusammenarbeit mit dem Labor für Archäobotanik, welche sich mit der Analyse historischer Pflanzenreste beschäftigt, wird aufgezeigt, dass die römische Küche die Ernährungsgewohnheiten in den rheinischen Provinzen revolutioniert hat.

So konnten exotische Nahrungsmittel wie Reis, Datteln, Pfeigen oder Kichererbsen nachgewiesen werden und auch die heute bekannten Kulturobstsorten wurden von den Römern zu uns gebracht.

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