Novaesium, alias Neuss

NGZ-Online, 3. April 2008

Museum für Archäologie

Bevor sich die Braunkohlebagger in das Erdreich der verlassenen Dörfer graben, sind die Archäologen am Zuge. Vor dem Schaufelrad suchen sie nach Relikten aus längst vergangenen Zeiten. Dabei sind im rheinischen Revier schon so manche Schätze wieder ans Tageslicht gelangt.

Grabung Braunkohletagebau
Archäologen arbeiten seit Jahren vor den Braunkohlebaggern. Dabei stoßen die Wissenschaftler immer wieder auf wertvolle Fundstücke.

Nur die wenigsten rücken jedoch in den Blickpunkt der Öffentlichkeit - sie verschwinden in dunklen Archiven, weil es an geeigneten Ausstellungsräumen fehlt. Hier setzt jetzt Landrat Dieter Patt an.

In seinen Gedanken zum „Lokalen Energiepakt Rhein-Kreis Neuss“, die dem Kreissausschuss in der kommenden Woche vorgelegt werden, thematisiert er ein „Museum für Archäologie im rheinischen Braunkohlerevier“. Und das kann er sich gut in der Villa Erckens im Stadtpark vorstellen.

In diesem Sinne hat der Landrat jetzt in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kulturausschusses beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) die Initiative ergriffen. Vor dem Hintergrund, „dass Ausgrabungen nicht publiziert und die zum Teil äußerst wertvollen Funde nicht ausgestellt“ werden können, bringt er nachdrücklich das Museum ins Gespräch: „In Grevenbroich, im Herzen des rheinischen Reviers, bietet sich die Gelegenheit, Geschichte in verschiedenen Facetten erlebbar zu machen“, meint Dieter Patt.

In der Schloss-Stadt könnten „archäologische Fundstücke, die im Zuge des Braunkohleabbaus entdeckt wurden, ausgestellt und in repräsentativer Umgebung einer breiten Öffentlichkeit“ gezeigt werden. Neben der Ausstellung und Präsentation der Funde könne parallel auch über die Geschichte des Braunkohleabbaus informiert werden - „wie dies bereits zeitweise in Form von erfolgreichen Wechselausstellungen geschehen ist“, schildert Patt.

Villa Erckens
Die Schätze aus den Tagebauen sollen in der Villa Erckens ausgestellt werden, schlägt jetzt Landrat Dieter Patt vor.

Sieht so die Zukunft der Grevenbroicher Museums-Villa aus? Der Landschaftsverband Rheinland hat im vergangenen Jahr 30 000 Euro in ein Konzept investiert, das dem ehemals auf die Völkerkunde spezialisierten Haus neuen Schwung verleihen soll.

Die Ausarbeitung liegt jetzt im Rathaus vor - allerdings noch mit dem Stempel „Verschluss-Sache“ versehen, denn: „Das Konzept wird erst in der nächsten Woche den Vertretern der Ratsfraktionen vorgelegt, bevor es am 29. April in einer Sondersitzung des Kulturausschusses auch der Öffentlichkeit vorgestellt wird“, erklärt Stadtsprecher Norbert Häke auf Anfrage: „Vorher gibt es keine Auskunft.“

Auch der LVR hält sich zurück: „Zu den Schwerpunkten des Konzepts wollen wir jetzt noch nichts sagen. Es wird in Kürze vorgestellt, um dann in den Fraktionen und im Stadtrat beraten zu werden“, meint Pressereferent Christoph Göller, der jedoch durchblicken lässt: „Sicherlich wird die Archäologie in diesem Papier eine Rolle spielen.“

Gleiches signalisiert auch Konzept-Entwickler Dr. Ulrich Hermanns aus Münster - übrigens ein gebürtiger Grevenbroicher: „Ja, die Ausgrabungen im rheinischen Revier sind Bestandteil meiner Ausarbeitung“, betont er, ohne sich jedoch weitergehend äußern zu wollen.

Wer die Zeche für das Umsetzen des Konzepts zahlt, ist offen. Zwar hat der Landschaftsverband die Ausarbeitung finanziert, ob er aber auch das Geld für den nächsten Schritt spendieren wird, steht noch nicht fest: „Das gilt es zu klären“, meint LVR-Sprecher Christoph Göller. Landrat Dieter Patt war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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