Novaesium, alias Neuss

NGZ-Online, 18. Dezember 2004

Ein Buch mit Schaufenstern

Tag und Nacht im Einsatz

Helga Bittner

Nach 48 Jahren erscheint das Neusser Jahrbuch mit einem neuen Titel und einem völlig neuen Gesicht. Auch der Inhalt von "Novaesium" wurde konzeptionell überarbeitet und zum Beispiel um eine Chronik erweitert.

Tag und Nacht war er im Einsatz, lobt die Chefin, damit die Buchneuheit noch rechtzeitig vor Weihnachten in die Geschäfte kommt. Dr. Jens Metzdorf, jener Hochgelobte und zugleich Leiter des Stadtarchivs, lächelt darüber zwar nur verhalten, aber genauso wie die Kulturdezernentin Dr. Christiane Zangs freut er sich, dass sich der Aufwand gelohnt hat: Ab Samstag ist das Neusser Jahrbuch 2004 im Handel. Die Sache an sich gibt es zwar seit 1956, als Dr. Irmgard Feldhaus in Doppelfunktion als Leiterin des Clemens-Sels-Museum und des Stadtarchivs das erste Jahrbuch veröffentlichte, aber zwischen dem damaligen Exemplar und dem heutigen liegen Welten. Das stadt- und kulturgeschichtliche Periodikum hat mit seiner neuen Ausgabe eine grundlegende Wandlung erfahren - nämlich mit "Novaesium" nicht nur einen neuen Namen bekommen, sondern auch ein neues Format und eine gänzlich andere Aufmachung. In einer Hinsicht allerdings geht man wieder an den Anfang zurück: Herausgebende Institutionen sind wieder Clemens-Sels-Museum und Stadtarchiv.

Namentlich deren beider Chefs, Metzdorf und (zurzeit noch) Zangs, wobei letztere unumwunden zugibt, das Projekt mehr begleitet denn durch Taten unterstützt zu haben: "Durch meine neue Funktion als Beigeordnete fehlte mir einfach die Zeit für eine intensive Mitarbeit." Ein Beitrag indes stammt auch aus ihrer Feder: "Inhalt und Formen - Zur Erweiterung des Clemens-Sels-Museum". Zudem ist es genauso ihr Anliegen wie das von Metzdorf gewesen, das Jahrbuch-Konzept gründlich zu überarbeiten. "Wir wollten beide eine Veränderung", sagt Zangs, und Metzdorf ergänzt, "aber eine, bei der wir die traditionellen Leser mitnehmen und neue gewinnen". Sichtbar zufrieden halten sie dabei das Buch in Neusser Rot in der Hand, das um wenige Millimeter von einem gängigen Format abweicht ("gerade genug, um in jedem Bücherregal ein wenig vorzustehen und die anderen zu überragen") und in der oberen Ecke per gerastertem Bild schon mal ein Thema vorwegnimmt: den 50. Geburtstag des Neusser Rathauses, dem sich Metzdorf in einem Aufsatz widmet. Eine kleine Leiste mit "Schaufenstern", wie Metzdorf sagt, weist zudem auf andere Themen im Innern hin.

Inhaltlich lehnt sich "Novaesium" an die Schwerpunkte des alten Jahrbuchs an, greift Themen aus der Stadtgeschichte genauso auf, wie es die Arbeit des Clemens-Sels-Museum beleuchtet. Ein chronologisch und zusätzlich thematisch geordnetes Inhaltsverzeichnis erleichtert dem Leser auf den ersten Blick die Suche nach seinem speziellen Interessengebiet: Archäologie, Stadtgeschichte, Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Architektur, Miszellen und Dokumentation lauten die Sachgebiete, unter denen zwischen zwei und vier Einzelthemen subsumiert sind: etwa "Chronogramme im Stadtgebiet von Neuss" unter Stadtgeschichte, "Jan Toorop und Johan Thorn Prikker im Einflussbereich des Neo-Impressionismus" unter Kunstgeschichte oder "Die Krur - ein vergessenes Flüsschen westlich von Neuss" unter Miszellen. Letzteres ist übrigens als Ausdruck für kleinere Geschichten in wissenschaftlichen Zeitschriften durchaus gebräuchlich, für den Normalleser dürfte es vielleicht gewöhnungsbedürftig sein (man übersetze es der Einfachheit halber mit "Vermischtes").

Zu den ständigen Einrichtungen des Jahrbuchs gehören zudem drei neue Rubriken: Unter dem Titel "Zeitpunkt" wird eine Persönlichkeit aus Politik, Wirtschaft oder Kultur ganz persönliche Gedanken niederschreiben (den Anfang macht Bürgermeister Herbert Napp, der sich der Bedeutung der Neusser Kultur widmet); eine Chronik hält nach, was in der Quirinusstadt alles passiert ist (des Redaktionsschlusses wegen von Oktober bis Oktober) und eine Liste mit Neuerscheinungen rund um Neusser Themen klärt über den aktuellen Buchmarkt auf. Dazu gehört für Metzdorf auch die so genannte graue Literatur, die Veröffentlichungen von städtischen Ämtern meint, und er verspricht zudem: "Sämtliche Veröffentlichungen sind einzusehen."

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