Novaesium, alias Neuss

NGZ-Online, 8. Dezember 2004

Australien staunt über Big Maximus

Überreste von Raststätte aus dem dritten Jahrhundert

Autobahnraststätten sind keine Erfindung der Neuzeit. Schon die Römer kannten vergleichbare Einrichtungen, die ihnen das Reisen auf den Fernstraßen des Imperium so angenehm wie möglich machen sollten.

Dass die Überreste einer solchen Raststätte aus dem dritten Jahrhundert auf dem Neusser Omnibusbahnhof ausgegraben wurden, konnte jetzt auch Zeitungsleser in Australien in Erstaunen versetzen. Aus Terrigal, 40 Kilometer von Sidney an der australischen Ostküste gelegen, trudelte jetzt ein entsprechender Artikel bei Claus Endrulat in Grevenbroich ein. Absender: Sein Bruder, der dort seit 20 Jahren bei der Central Coast Tourism arbeitet und sich vergangenen Mittwoch beim Studium verwundert die Augen reiben konnte. Auch deshalb, weil das "Vierwinden" der Spätantike in der australischen Presse zum Vorläufer der Fast-Food-Restaurants verkommt.

Vielleicht ist die im Text zitierte Neusser Archäologin Sabine Sauer an dieser Einordnung nicht ganz unbeteiligt, denn aus dem Big Mac eines bekannten Frikadellen-Braters machte sie mit ihrem Team ein „Big Maximus“. Ein Kosename, der die römischen Bezüge erkennen lässt. Ein römischer Reisender, so staunt Clare Chapman als Autorin des Artikels, war wohl in der Tat in der Lage, im Rasthaus Neuss einen Schnellimbiss zu nehmen, bevor er seinen weiten Weg fortsetzte. Oder aber ein Zimmer für die Nacht zu buchenen. Süßigkeiten oder Hamburger werde man ihm sicher nicht aufgetischt haben, dafür aber wohl Oliven und haltbar gemachtes Fleisch.

Auch Kleidung habe er sich im Big Maximus kaufen können. Sabine Sauer stimmt zu: Im Big Maximus hätten die Menschen ihre (Pferde)Wagen unterstellen und Schweinschnitzel mit Wein bestellten können, zeichnete sie eine denkbare Speisenkarte nach Weil in römischer Zeit nachts nicht gereist werden konnte, gehen sie und andere Historiker davon aus, dass es derartige Herbergen entlang der Römerstraße etwa alle 32 Kilometer gab. Das entspricht der Distanz, die an einem Tag bewältigt werden konnte. Und wie kam nun der Artikel in die australischen Zeitungen? Wahrscheinlich über die NGZ. Von Clare Chapman von ihrem Münchner Büro aus nachgearbeitet für die Londoner Zeitung „The Sunday Telegraph“ und aus dieser von einem australischen Blatt übernommen.

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