Novaesium, alias Neuss

NGZ-Online, 20. September 2003

90 Parkplätze auf dem Busbahnhof

Grabungsstelle zuschütten, Markt autofrei gestalten

Die Stadtverwaltung beabsichtigt, die archäologischen Grabungen auf dem Omnibusbahnhof im kommenden Frühjahr zu beenden, das Grabungsfeld zuzuschütten und auf dieser Fläche einen Parkplatz einzurichten. Dort sollen rund 90 öffentliche, überwiegend gebührenpflichtige Stellplätze geschaffen werden.

Omnibusbahnhof, Photomontage
NGZ-Fotograf Andreas Woitschützke hat mit seiner Bildmontage noch untertrieben: Denn bis zu 90 Autos sollen auf dem Omnibusbahnhof Platz finden. Dort, wo heute fleißig in der Neusser Geschichte gebuddelt wird.

"Als Übergangslösung", sagt Planungsdezernent Stefan Pfitzer. Der Vorschlag wird im Rathaus als ein entscheidender Schritt hin zu einem autofreien Markt angesehen. In dem Vorschlag der Verwaltung, mit dem sich der Planungsausschuss am kommenden Dienstag zu befassen hat, heißt es: "Die bisher frei gelegten Befunde können nicht über einen längeren Zeitraum ungeschützt der Witterung ausgesetzt werden. Da über die endgültige Nutzung und Erhaltung der Bodendenkmäler nicht entschieden ist, wird eine Verfüllung des Grabungsbereiches vorgeschlagen."

Die 90 Parkplätze wären auch ein Ersatz für die rund 40 Plätze, die auf dem Markt wegfielen, wenn dieser in einem weiteren Schritt autofrei gestaltet wird. Im Spätsommer 2004 könnten dort denn auch die "Wasserspiele" installiert werden. Auf dem Omnibusbahnhof ist weiterhin unter den verbliebenen fünf Platanen Platz für Außengastronomie. Ein Blick zurück: Der Stadtrat hat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause eine Bebauung des Omnibusbahnhofs auf Eis gelegt, alle Planungen in dieser Richtung gestoppt.

Vorausgegangen war eine breite Diskussion in der Bevölkerung über die künftige Gestaltung des Areals, für das Bürgermeister Herbert Napp eine Bebauung nach Plänen der Neusser Architekten Ingenhoven vorgesehen hatte. Der Rat hatte entschieden, die Ausgrabungen fortzusetzen und zu einem "sinnvollen Abschluss" zu bringen, um dadurch Planungssicherheit für spätere Bauabsichten zu gewonnen.

Die ersten Reaktionen auf die Rathaus-Pläne sind alles andere als begeistert. Der Vorsitzende des Planungsausschusses, Karl Heinz Baum (CDU), sagt: "Ich habe große Bedenken, dass die Grabungsfläche zugeschüttet werden soll. Zunächst sollen die Grabungen, wie vom Rat beschlossen, weitergeführt und zu einem sinnvollen Ergebnis gebracht werden, damit dort Planungssicherheit herrscht. Ein kleines Areal für Parkplätze ist akzeptabel, aber nur für die gleiche Anzahl, die auf dem Markt entfallen würde."

Deutlicher wird die SPD: Von einer "städtebaulichen Katastrophe" spricht deren planungspolitischer Sprecher, Ingo Stolz. Er befürchtet, dass aus einem Parkplatz als Übergangs- letztlich eine Dauerlösung wird. "Neuss hat Substanz und Potenziale. Es ist ein Frevel, sich hierum nicht verantwortungsbewusst zu kümmern."

Für Ingeborg Arndt, planungspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, besteht eine "Jahrhundertchance, durch diese Grabungen mehr über unsere Stadt zu erfahren". Neue und interessante Funde können in die künftige Platzgestaltung eingebunden werden. Deshalb müssten die Grabungen, auch weiter nördlich und östlich, weiter geführt werden.

"Die jetzt vorgelegte Planung ist die schlechteste Lösung", sagt Grünen-Fraktionsvorsitzender Michael Klinkicht. Rückendeckung erhält Bürgermeister Napp vom Vorsitzenden des City-Treffs, Michael Ritters: "Positiv, wenn dort neue Parkplätze entstehen und eine Chance, den Markt autofrei zu gestalten." Von Napp selbst war am Freitag keine Stellungnahme zu erhalten.

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