NGZ-Online, 3. Oktober 2002

Noch gibt es viele "weiße Flecken" auf der Karte

Schätze von Haus Meer im Stadtarchiv entdeckt

"Das Kloster Meer ist eine ganz grandiose Sache, aber da ist noch viel mehr!" Was Dr. Norbert Schöndeling von der Fachhochschule Köln damit genau meint, das können die Besucher des Stadtarchivs an der Karl-Borromäus-Straße jetzt selbst erkunden. Tief in die Geheimnisse von Kloster Meer können sie nun eindringen, ohne schlammbedeckt durch Ruinen und Keller robben zu müssen.

Denn auf 24 großformatigen Schautafeln sind im Archiv noch vier Wochen lang die Ergebnisse des von Schöndeling geleiteten Vier-Säulen-Forschungsprojektes übersichtlich zusammengefasst. Da werden etwa die vielfältigen und ganz genau ausgetüftelten Sichtachsen des alten Weyhe-Parks wieder nachvollziehbar. Und wieso bestimmte Gebäude wie das Schloss, die Gartenterrasse oder das Teehäuschen, einfach dazu gehören.

Auch die geheimnisvollen Kellergewölbe werden im Grundriss exakt dargestellt - und diese Pläne überraschen selbst erfahrene Klostergänger, die schon mehrfach durch die feuchten Mauern geschlichen sind. Deutlicher als in allen bisherigen Veröffentlichungen treten dabei die verschiedenen Bauperioden im Untergrund des Geländes zu Tage. Denn oft halten sich die Keller, die zum Teil noch aus dem Mittelalter stammen und derzeit ebenfalls vom Schutt befreit werden, überhaupt nicht an die bekannten Grenzen des letzten Baubestandes.

In der Übersicht wird aber auch klar, dass eben noch viel auf seine Entdeckung wartet. Was steckt hinter den Mauerresten, die auf die noch ganz unbekannte Fläche des alten Innenhofs hinausgehen? Hier findet auch die Fantasie ihren Spielraum. Schließlich deute eine römische Wasserleitung auf erheblich mehr als eine Zeltstadt oder einen Wachturm hin, sagt Schöndeling. "Da muss schon eine bedeutendere, permanente Besiedlung bestanden haben, ohne dass man spekulieren sollte, was es denn nun genau war", orakelt der Diplom-Ingenieur.

Und es gibt noch viele solcher "weißen Flecken" auf der Karte des über viereinhalb Hektar großen Areals. Einen seltenen Überblick geben die übergroßen Luftbilder, die in etwa den aktuellen Zustand präsentieren. Zum Glück sei das Gelände überflogen worden, als die Pioniergehölze gerade beseitigt gewesen seien. Jetzt seien die Büsche zum Teil schon wieder zwei Meter hoch, staunt Schöndeling, wie enorm schnell die Natur sich ihr Land zurück holt.

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