NGZ-Online, 8. Mai 2001

Siedlung aus vorrömischer Zeit vermutet

Verteilzentrum: Dezernent Still sieht Vorteile für Stadt

cs

Protest kommt von Delrathern, Stürzelbergern und den Oppositionsparteien, heute steht das geplante Aldi-Logistikzentrum im Gewerbegebiet bei St. Peter auf der Tagesordnung des Bezirksausschusses Nievenheim/Delrath.

Doch trotz aller Kritik: "Aldi ist weiter sehr an dem Projekt interessiert", weiß Wirtschaftsförderungsdezernent Achim Still. Während für den Lärmschutz mittlerweile eine Lösung in Form eines Walls mit aufgesetzter Lärmschutzwand gefunden wurde, hat das Rheinische Amt für Denkmalschutz auf eine ganz andere Hürde hingewiesen. Das Amt vermutet unter dem Boden Siedlungen aus römischer und vorrömischer Zeit. "Wir sind etwas verärgert", erklärt dazu Achim Still. "Beim Bau der Wingas-Pipeline entlang der Autobahn ist das Amt für Denkmalschutz auf einen alten Feldbrandofen gestoßen, hat dies aber nicht der Unteren Denkmalbehörde bei der Stadt mitgeteilt."

Erst als die Träger öffentlicher Belange in das Planverfahren zum Logistikzentrum einbezogen wurden, erfuhr die Stadt davon. Das Landesamt vermutet, dass im Boden weiteres archäologisch Bedeutsames auf seine Entdeckung wartet. "Wir haben vereinbart, das Gelände nach der Ernte im Spätsommer zu sondieren." Bestätigt sich die Vermutung, dann könnte es zu Bau-Verzögerungen kommen. Um die möglichst überschaubar zu halten, hält Still eine Bodenuntersuchung während der Bauarbeiten für die beste Lösung. Trotz eventueller Hinterlassenschaften der Ahnen kann Still dem Verteilzentrum nach wie vor eine Menge abgewinnen: "Dort entstehen 130 bis 150 Arbeitsplätze - und zwar auf Vollzeitstellen berechnet und gerade in Bereichen, in denen Stellen fehlen", entgegnet er auf Einwände, es würden vor allem 630-Mark-Arbeitsverhältnisse geschaffen.

Als weiteres Argument nennt er die Gewerbesteuereinnahmen. "Die bleiben voll in Dormagen, da es sich um eine eigene Gesellschaft handelt. Wir haben in Mönchengladbach nachgefragt, dort liegt Aldi bei den Gewerbesteuer-Zahlern unter den 'Top Ten'." Auch das Argument, dass die Fläche für mehr und höherqualifiziertere Arbeitsplätze genutzt werden solle, will der Wirtschaftsförderungsdezernent entkräften: "Höherwertigeres Gewerbe etwa mit vielen Büroarbeitsplätzen ist dort kaum anzusiedeln. Über einen Teil des Geländes verläuft eine Überland-Stromleitung von RWE - ähnlich wie auf einem Grundstück in der Nähe. Und da haben schon viele Gewerbe-Unternehmer wegen der Nähe zur Stromleitung abgewunken."

Bei der derzeitigen Planung würde dagegen nicht ständig in der Nähe der Leitungen gearbeitet. Einen "besonderen Charme" hat das Verteilzentrum für Achim Still, "weil wir ein großes Verkehrsproblem gleich mit lösen können, ohne dass Kosten für die Stadt entstehen". Bislang fahren viele schwere Lastwagen nämlich von den Speditionen über die Koloniestraße zur B 9 - nicht gerade zur Freude der Anwohner -, belasten zudem die Kreuzung an der Bahnstraße. Pläne für eine neue Straße scheiterten vor allem an Grundstücksfragen, nun ist eine Lösung in Sicht - eine Verlängerung der Edisonstraße nach Süden, die südlich des Gewerbegebietes auf die B 9 stößt.

Die Kosten für den Bau der Straße sollen sich Aldi und die Nachbarspedition teilen. "Aldi hat bereits prinzipiell Bereitschaft signalisiert." Jetzt soll es in einem Gespräch um die Kosten-Aufteilung gehen. "Die neue Straße ermöglicht es uns, den Bereich der Bahnstraße westlich der B 9 für Schwerlastverkehr zu sperren." Damit sind die Verkehrsprobleme aber längst nicht gelöst, die Nachbarstadt Neuss befürchtet durch die aldi-Laster zusätzliche Staus auf der B 9. Zurzeit laufen Gespräche mit Aldi für ein Verkehrskonzept, das auch für die Zeit bis zur Realisierung des A 57-Anschlusses bei Delrath gelten würde. Achim Still ist sich sicher, dass der Autobahn-Anschluss kommt. "Verkehrsminister Bodewig hat positive Gespräche mit Dormagen und Neuss zugesagt."

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