NGZ-Online, 24. März 2001

Grab kann Straßenbau verzögern

Gemeinde stellt Geld für archäologische Grabungen zur Verfügung

PeS

Verzögert sich der Bau der Erschließungsstraße zum neuen Schulzentrum in Jüchen? Diese bange Frage stellen sich zurzeit die Planer im Jüchener Rathaus. Der Grund: Auf dem Gelände, über das die neue Straße führen soll, auf der die Busse zu Gymnasium und Realschule rollen, haben Archäologen ein uraltes Grab gefunden. Die Gemeinde muss jetzt Geld zur Verfügung stellen, damit die Mitarbeiter des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege die Fundstelle genauer untersuchen können.

Die Kosten, die noch nicht genau beziffert werden können, sind jedoch das kleinere Problem. Sollten tatsächlich weitere Stücke gefunden werden, die für die Geschichtsforschung von Bedeutung sind, kann sich der Bau der Straße zeitlich in die Länge ziehen. Wenn die Forscher zu dem - eher unwahrscheinlichen - Ergebnis kommen, dass das Areal als Bodendenkmal erhalten bleiben soll, müssten sogar die Streckenführung geändert und die Pläne noch einmal umgeworfen werden. - "Dass eine archäologische Untersuchung ein Fass ohne Boden sein kann, sieht man an dem Fall Regiopark.3000", sagt Bauamtsleiter Heinrich Jennes.

Die Jüchener sind genau wie die Nachbarstadt Mönchengladbach gebranntes Kind, denn die Erschließung des großen interkommunalen Gewerbegebietes verzögert sich jetzt bereits seit eineinhalb Jahren, weil die Archäologen dort am Werk sind. Die Erschließungskosten werden außerdem durch diese Arbeiten in die Höhe gedrückt. "Wir rechnen aber nicht damit, dass bei dem jetzigen Fund ein ähnlicher Rattenschwanz an Grabungen folgt", sagt Jennes. "Im Moment sind wir ja noch in der Planungsphase, so dass wir keine Zeit verlieren, wenn dort jetzt so zügig wie möglich gegraben wird." Archäologen hatten das gesamte Gelände, auf dem das neue Wohngebiet Jüchen-Ost entstehen soll, abgegangen und waren dabei auf den ersten Blick auf drei "historisch-verdächtige" Stellen gestoßen.

Zwei entpuppten sich bei näherer Untersuchung als unspektakulär, die dritte jedoch war umso interessanter: Dort fanden die Forscher ein Grab aus der Glockenbecher-Zeit, das über 4000 Jahre alt ist. "Diese Epoche bildet den Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit", erklärt eine Mitarbeiterin des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege in Bonn. Gräber aus dieser Zeit seien am Niederrhein relativ selten. Deshalb sollen intensivere Grabungen jetzt Details zu Tage fördern. "Wir hoffen, weitere Fundstücke zu sichern, die Aussagen über die Zeit und das Alltagsleben der Menschen erlauben", so die Auskunft aus Bonn. Im Rathaus laufen die Planungen für das Wohngebiet, den Bau der Realschule und der Erschließungsstraße unterdessen weiter. "Wenn wir Glück haben, sind die Grabungen abgeschlossen, bevor wir mit den Arbeiten beginnen", so Jennes.

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