NGZ-Online, 7. März 2001

Die Stiftungs-Diskussion ist eröffnet

Kulturdezernent Kruse will mehr Kapital für Clemens-Sels-Museum gewinnen

Heribert Brinkmann

Kulturdezernent Wilfried Kruse brachte gestern die ersten Entwürfe für eine Umwandlung des städtischen Clemens-Sels-Museums in eine Stiftung in den Kulturausschuss ein. Den Politikern soll genügend Zeit eingeräumt werden, die Vor- und Nachteile einer Stiftung in den Fraktionen zu beraten. So wurde gestern noch kein Beschluss gefasst, eine grundsätzliche Kritik an der eingeschlagenen Richtung wurde aber auch nicht geübt.

Clemens-Sels-Museum

Im Mai vergangenen Jahres hatte der Stadtrat dem Kulturamt einstimmig grünes Licht gegeben, nicht nur einen Museumsanbau zu konzipieren, sondern auch den Gedanken einer Umwandlung des Museums in eine Stiftung konkret auszugestalten. Gestern nun wurden erste Entwürfe in den Kulturausschuss eingebracht. Um die Diskussion in den Fraktionen offen zu halten, erklärte Kruse gestern, von der Verwaltung sei noch nicht festgelegt worden: "Alles ist diskutabel".

Ziel sei es bei allen Überlegungen, mehr privates Kapital für das Museum zu gewinnen. Museumsleitung und Kulturamt sind sich gerade nach dem Museumssymposium vom Mai 1998 einig, dass sich eine Weiterentwicklung des Clemens-Sels-Museums nur dann mit Erfolg verwirklichen lasse, wenn auch ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung stünden. Und diese fehlten im städtischen Haushalt. Mit der "Betriebsform" Stiftung erhofft sich Kruse, mehr neues "mäzenisches Engagement dauerhaft" zu binden.

Da der Bund die Steuerbegünstigung für Stiftungen verbessert hat, werden solche Hoffnungen genährt. Das Duisburger Wilhelm-Lehmbruck-Museum hat es bereits vorgemacht. Dort gelang es der Museumsleitung, nicht nur fünf Millionen Mark vom Landschaftsverband, sondern durch das starke Engagement der örtlichen IHK 15 Millionen Mark aus der Industrie für eine Museumsstiftung zu akquirieren. Das ist für Neuss die Messlatte. Für die Verwaltung ist ein ausreichender Vermögensgrundstock Grundvoraussetzung für eine Stiftung.

Klar wird aber auch darauf verwiesen, dass die Stadt in einer rechtlich selbständigen Stiftung an unmittelbaren Einfluss verliert, durch die Ausgestaltung der Satzung mit Mehrheit in den Gremien, flankierende Verträge und Festlegung der Mitglieder des Kuratoriums will man dieser Gefahr vorbeugen. Im Kulturausschuss wurde der frühe Zeitpunkt und das ergebnisoffene Diskussionspapier eindeutig begrüßt. So könnten, wie es Gertrud Minkenberg (CDU) ausdrückte, zu Risiken und Nebenwirkungen die Fraktionen gefragt werden. Eine solche Umwandlung, darin waren sich die Redner im Kulturausschuss einig, brauche eine breite Zustimmung.

Schon in der Diskussion im Anfangsstadium zeigte sich, dass die Schwierigkeiten eher im Detail liegen. So wurde der Personalrat noch nicht angehört. Sollen die Mitarbeiter zur Stiftung wechseln oder nur überlassen werden? Auch die Frage des Gebäudes, besonderes des historischen Obertores, muss sorgfältig bedacht sein. Oder dürfen Dauerleihgaben und Stiftungen an die Stadt einfach übertragen werden? Ein Punkt wurde bereits geklärt. Der erste Vorstand, Museumsdirektorin Dr. Christiane Zangs wird nicht auf Lebenszeit bestellt, sondern nur bis zur Erreichung der Pensionsgrenze.

Das Clemens-Sels-Museum hat eine einmalige Sammlung der Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts aufgebaut. Wird sie in eine Stiftung eingebracht?

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