NGZ-Online, 13. Oktober 2000

Römer liebten die Obererft-Auen

Historische Stätte offiziell übergeben

Gunther Klau

An den Obererft-Auen in Meertal, wo seit Beginn der Bauarbeiten im Spätherbst 1996 ein neues Wohngebiet entstanden ist, das mittlerweile Heimat für mehr als tausend Menschen wurde, hatte bereits ein wohlhabender Römer gefallen gefunden. Auf einem Plateau oberhalb des Nordhangs des Meertals hatte sich ein Legionär niedergelassen und sich ein großzügiges Landhaus - eine villa rustica - errichtet.

Stadtarchäologin Sabine Sauer, Bürgermeister Napp und Beigeordneter Pfitzer
Die "villa rustica" in der "Grünen Mitte" des Wohnparks Meertal wurde in Form einer Grünanlage nachgebildet und gestern der Öffentlichkeit übergeben. Stadtarchäologin Sabine Sauer führte gestern Bürgermeister Napp und Beigeordneten Pfitzer in die Geschichte des einst stattlichen römischen Landhauses ein.
NGZ-Foto: H. Jazyk

Im Gegensatz zu heute, da trotz der 390 errichteten Miet- und Eingentumswohnungen sowie 160 Einfamilienhäuser eine grüne Idylle das Gebiet auflockert, war dort in römischer Zeit ein undurchdringliches Sumpfgebiet. Im Vorfeld der Erschließung des neuen Wohngebietes war die Siedlungsstelle von der städtischen Bodendenkmalpflege untersucht worden. Die Ergebnisse trug gestern, da die historische Stätte offiziell in der Person von Bürgermeister Herbert Napp der Öffentlichkeit übergeben wurde, Stadtarchäologin Sabine Sauer vor.

Das Gebäude nahm in seiner ursprünglichen Form etwa 320 Quadratmeter ein. Nach einer Erweiterung im 2. Jahrhundert nach Christus, als die VI. Legion schon nach Vetera bei Xanten verlegt war, erfolgte eine Erweiterung auf stolze 600 Quadratmeter. In Abstimmung mit den zuständigen Gremien wurden lediglich die Umrisse des römischen Landhauses mit einer Grünanlage angedeutet, die jetzt Mittelpunkt des Wohngebietes und Bindeglied zwischen den verschiedenen Bauformen darstellt. Die gefundenen alten Baumaterialien wurden gesichert und werden bei der Boden- und Denkmalpflege der Stadt Neuss aufbewahrt.

Wohnpark Meertal mit der als Grünanlage nachgebildeten villa rustica

An die Stadt übergeben wurde weiterhin das restaurierte Wegekreuz, das die Gemeinschaft der Alexianerbrüder um 1870 im neo-romanischen Stil errichtete. Das zwei Meter hohe Wegekreuz stand ehemals mitten in den Feldern und Äckern der Alexianer - ein typisches Wetterkreuz, das aufgestellt wurde, um im Rahmen von Bittprozessionen die bewirtschafteten Felder vor Unwetterkatastrophen zu schützen und den auf dem Feld arbeitenden Menschen eine Möglichkeit zur Erinnerung und Verehrung zu geben.

"Mit dem Erhalt dieser kulturellen Werte und der Information darüber wollen wir für die Bewohner und Bürger die Erinnerung an die Geschichte dieses Geländes wach halten", betonte der Sprecher der Unternehmensgruppe Bast-Bau, gemeinsam mit der Reeser Bauunternehmung (RBU) Projektentwickler dieses Wohnparks als Beispiel modellhafter Stadtentwicklung. Beide Denkmäler befinden sich in der rund 10.000 Quadratmeter großen "Grünen Mitte" dieses Baugebietes.

Bürgermeister Napp stattete den Projektentwicklern den Dank von Rat und Verwaltung ab: "Hier ist eine attraktive Wohnanlage entstanden, wie wir sie uns gewünscht haben - nahe zu Innenstadt und Erholungsgebieten." Für die Erhaltung der historischen Stätten haben RBU und Bast-Bau etwa 100.000 Mark investiert.

Zuzüglich der Kosten für die Realisierung der "Grünen Mitte", Kinderspielplätze, des Straßen begleitenden Grüns, der öffentliche Wege sowie der Ausgleichsmaßnahmen am Grünzug Obererft-Auen ergibt sich ein Gesamtbetrag von 1,5 Millionen Mark. Insgesamt investiert die Bast-Bau in Meertal 140 Millionen Mark.

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