RP-Online, 23. August 2000

Ausgrabungen im geplanten Gewerbegebiet Jüchen/Mönchengladbach

Römer stören nicht mehr lange

Von Stephan Beckers

(RP). Aufatmen bei Stadtplanung und Wirtschaftsförderung - die Römer werden aller Voraussicht nach das gemeinsame Gewerbegebiet Jüchen/Mönchengladbach nicht mehr allzu lange blockieren. Auf dem Gebiet östlich der Autobahn 61 waren vier Siedlungsstellen aus der Römerzeit, ein Brandgrab und eine eisenzeitliche Grube entdeckt worden.

Seit Juli wurden die Fundstellen in Güdderath, die auf dem Gebiet der Haupterschließungstrasse für den "Regiopark 3000" liegen, archäologisch untersucht. Ergebnis: "Die Befürchtungen, dass hier etwas Bedeutendes gefunden wird, das die Erschließung des Gebietes weiter behindert, haben sich nicht bewahrheitet", erklärte gestern Dr. Karl-Heinz Schumacher von der Unteren Denkmalbehörde. Somit verzögert sich der Beginn der Arbeiten voraussichtlich nur um ein Jahr.

Ein von der Stadt beauftragtes archäologisches Unternehmen hat die Untersuchungen durchgeführt. Gefunden wurden dabei zahlreiche Keramikstücke und ein Abfallgraben - die dazugehörenden Häuser allerdings nicht. "Dass wir diese finden, ist auch unwahrscheinlich", erklärte der leitende Archäologe für römische Funde, Arno Remmel.

Kriegsgefangenenlager

Das läge auch daran, dass auf dem Gebiet im Zweiten Weltkrieg Kampfhandlungen stattgefunden haben - dabei wurden unter anderem Schützengräben errichtet. Außerdem befand sich hier ein Kriegsgefangenenlager für 5000 Personen. Dadurch wurde die Erdschicht aus der Römerzeit umgewälzt.

Noch bis zum Herbst werden die Arbeiten im derzeitigen Bereich dauern. Mit dem Beginn der Erschließungsarbeiten rechnet Stadtentwicklungs-Amtsleiter Jürgen Beckmann im kommenden Jahr. Die Arbeit der Archäologen ist allerdings noch nicht getan. Sie werden im Anschluss die restlichen Fundstellen im östlichen Bereich des Gewerbegebiets untersuchen. Das führt aller Voraussicht nach jedoch nicht zu weiteren Verzögerungen, da das Gewerbegebiet nach und nach erschlossen wird. Die Ergebnisse der Grabungen werden beim Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege archiviert.

Die Gesamtkosten für die archäologischen Untersuchungen belaufen sich nach Aussage der Stadt auf rund eine Million Mark. Diese Summe wird auf die Erschließungskosten für das Gebiet aufgeschlagen.

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