NGZ-Online, 26. Juni 2000

Römische Siedlung nahe Gärtnerei-Betrieb vermutet

Grabungsfunde sind aus Rathaus verschwunden

Büderich. "Etwa 1.400 Meter nordwestlich der Kirche von Heerdt wurde beim Bau eines Hauses ein mit Dachziegeln umstelltes römisches Grab zerstört." Aufgrund dieses kleinen Absatzes aus einem Heft der Bonner Jahrbücher von 1937 mussten die Meerbuscher Stadtplaner annehmen: Im Bereich des Gärtnerei-Betriebes Bogie an der Düsseldorfer Straße in Büderich könnte eine römische Grabstätte oder gar Siedlung liegen.

Für Archäologen eine freudige Nachricht. Josef Bogie, der seinen Betrieb vor etwa zwei Jahren an dieser Stelle erweitern wollte, war jedoch nicht begeistert: "Baumaßnahmen auf diesem Stück sind nur dann möglich, wenn sie archäologisch begleitet werden. Wir haben uns entschlossen, vorerst nicht hier zu bauen." "Funde dieser Art sind im Rheinland nicht ungewöhnlich", weiß Reinhard Lutum, Denkmalpfleger der Stadt Meerbusch.

"Besonders die Kölner sind mit dieser Problematik vertraut." Aber auch in Meerbusch und Umgebung sind Archäologen bereits fündig geworden. In den 60er Jahren entdeckten sie bei Haus Meer einen bebauten Hügel ("Motte"). Lutum: "Hier wurden sogar Haus- und Kleidungsreste gefunden." Sie sind derzeit im Museum Burg Linn in Krefeld ausgestellt und voraussichtlich Ende 2001, nach Abschluss von Umbauarbeiten, im Rheinischen Landesmuseum in Bonn zu sehen.

Die Größe des römischen Bestattungsplatzes an der Düsseldorfer Straße könne zur Zeit nicht näher bestimmt werden, so Lutum. "Die Lage unweit der antiken Straßenverbindung zwischen den römischen Lagern von Neuss und Krefeld, der Limes-Straße, unterstreicht in jedem Fall die Erwartung eines Siedlungsplatzes in der Umgebung des Grabfundes", heißt es in einem Gutachten der Stadt Meerbusch.

Im ersten Jahrhundert nach Christus verbrannten die Römer ihre Toten. Am Rande von Städten, Siedlungen und Lagern entstanden Gräberfelder. Die Römer glaubten, dass ihre Verstorbenen im Jenseits ähnliche Bedürfnisse wie die Lebenden im Diesseits hätten. Deshalb gaben sie ihnen Beigaben wie Speisen, Getränke, Geschirr oder Geld mit ins Grab.

Verschiedene Keramikgefäße und eine kleine Glasflasche sind 1934 auch aus der von Dachziegeln eingefassten Grube in Büderich geborgen und auf dem Bürgermeisteramt aufbewahrt worden. Das schreibt Theodor Hellmich in seiner "Geschichte Büderichs". "Leider sind diese Gegenstände heute nicht mehr auffindbar", bedauert Reinhard Lutum.

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