EXPRESS-Serie: 2000 Jahre Düsseldorf (2. Folge), 7. September 1999

Römer besetzen die heutige Altstadt

An der Grenze gärt es immer mehr...

Asterix lässt grüßen: Während die Römer auf der linken Rheinseite alles im Griff hatten, bissen sie sich auf dem Gebiet des heutigen Düsseldorf die Zähne aus. Die dortigen widerspenstigen wie trinkfesten Germanen sammelten die Helme ihrer Feinde - ganz wie im phantastischen Comic-Abenteuer. Sogar Roms berühmter Dichter Tacitus wusste davon ein Lied zu singen.

Gut ausgebaute Städte, wehrhafte Kastelle, so präsentiert sich die linke Rheinseite. Bonn, Köln, Neuss, Krefeld, Xanten - die Besatzungsmacht verknüpft ihre Stützpunkte mit einer solide gepflasterten, hochwasserfesten Straße und legte damit das Fundament der heutigen B 9.

Auch im heutigen Düsseldorf versuchen sich die Römer festzusetzen. Haus Bürgel (in der Urdenbacher Kämpe) steht auf den Resten einer römischen Festung.

Aber die Ur-Düsseldorfer bereiten den Kolonialherren fast so viel Kopfzerbrechen wie das Asterix-Dorf am Atlantik.

Direkt am Rhein, wo heute die Altstadt liegt und schon damals die Düssel floss, lassen die Römer zwar keine Siedlungen der Einheimischen mehr zu. Die Besatzungsmacht nutzt die Flussauen im südlichen Düsseldorf als Weidegründe für ihre Pferde, in einer Ziegelei brennen sie Material für den Hausbau. Dieses Leben klingt nach Frieden - doch die Ur-Düsseldorfer ließen sich den Rausschmiss aus ihrer Heimat nicht so einfach gefallen.

Die sattelfesten Germanen vom Stamm der Tenkterer, in Golzheim, Stockum und Lohausen sesshaft geworden, setzen den Besatzern immer wieder zu und lassen sie nicht zur Ruhe kommen.

Schon Römerdichter Tacitus hatte die Tenkterer als Gefahrenquell geortet: "Tüchtige Krieger sind sie, außerdem tun sie sich als geschickte Reiter hervor. Die Kinder üben Reiterspiele, die jungen Männer Reiterwettkämpfe, und die Alten können das Reiten nicht lassen.

Für ihre Zechgelage sind die alten Düsseldorfer bis nach Rom berüchtigt. Ihr Lieblingsgetränk: natürlich Bier. Auch hierüber wusste Tacitus Bescheid: "Als Getränk dient ein Saft aus Gerste oder Weizen, der wie Wein vergoren wird.

Der Dichter gibt seinen Landsleuten Tipps, wie das kriegerische Volk kleinzukriegen sei - einfach unter den Tisch trinken! Tacitus-Vorschlag: "Maßlos im Durst, sollte man ihnen genügend zu trinken geben. Dann wäre es ein Leichtes, sie zu besiegen. Nicht durch Waffen, sondern durch ihre Trunksucht.

Aber weder der Suff, noch Anbiederung und Bestechungsversuche machen aus den damaligen Düsseldorfern ein gefügiges Kolonialvolk. Funde von römischen Münzen, Luxusgeschirr und Bronzegefäßen im germanischen Siedlungsgebiet legen den Verdacht nahe, dass sich die Römer Freundschaft und Friedfertigkeit durch feine Geschenke an die störrischen Germanen erkaufen wollten.

Dabei setzen sie auf Kulturaustausch, um die Germanen anpassungswillig zu machen. Im Austausch gegen Honig, Felle und blondes Frauenhaar bescheren sie den Germanen edles Glas und wertvolle Gerätschaften.

Vergebens. Die römische Lebensart lässt sich nicht exportieren, rechts des Rheins bleibt Germanien noch Germanien.

Blockhäuser aus unbehauenen Balken statt steingefügter Gebäude, Saumpfade statt gepflasterter Straßen, Bier statt Wein. Die Götter heißen weiterhin Wotan, Donar und Freyer, der Fluss bildet unverändert die Grenze zwischen den Kulturen. Die Einheimischen pfeifen auf den römischen Lebensstil.

Und es gärt überall jenseits dieser Grenze. Neue Stammesnamen tauchen auf, am Niederrhein raunt man von den römerfeindlichen Franken - Vorboten dramatischer Entwicklungen, die in naher Zukunft auch Düsseldorf überrollen werden.

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