EXPRESS-Serie: 2000 Jahre Düsseldorf (1. Folge), 31. August 1999

In Düsseldorf gabs was auf den Helm

B. W. Holzrichter, J. Michaelis, B. Fuhrmann und F. Lenk

Der Schock saß. Mit großen Augen starrten die Vorfahren der Düsseldorfer, barfuß und gehüllt in einfachste Fell-Kleider, auf die wohlgeordnete Streitmacht, die über die sumpfigen Böden des heutigen Gerresheim stampfte. Mit glänzenden Kettenhemden, roten Federbüschen auf den Helmen und bis zu den Zähnen bewaffnet zogen die Römer vorbei am Rhein. Der schlängelte sich bis zum 14. Jahrhundert vom heutigen Grimlinghausen (Neuss) vorbei zur Düsseldorfer Altstadt. Seine Nebenarme züngelten nach Osten zum Grafenberger Wald.

Woher der Name Düsseldorf stammt

Der Weg, den die Römer damals bei Düsseldorf einschlugen, wurde zum ältesten Handelsweg auf deutschem Boden - rechts und links flussabwärts bis an die Nordsee. Der rechtsrheinische Weg berührte auch später die östlichen Höhenzüge des Stadtgebietes bei Gerresheim.

Die stolze Streitmacht, was fand sie damals in unserer Region vor? Kleine Gruppen von Germanen, die zwischen Rhein und Düssel lebten. Einfache Bauern und Fischer. Der Name Düssel, der unserer Stadt den Namen gab, hat laut Sprachforschung einen keltischen Ursprung. Düssel stamme von "Tosende" aber auch von "düster". So muss man sich die Region im 1. Jahrhundert nach Christus vorstellen. Feucht, sumpfig, waldreich, dünn besiedelt. In den vereinzelten Siedlungen wurden Schafe gezüchtet, Flachs angebaut. So primitiv die "Düsseldorfer" Germanen gelebt haben mögen - so leicht unterkriegen ließen sie sich nicht von der in jeder Hinsicht überlegenen Römer-Macht. Quellen belegen, dass die Römer 27 Jahre lang vergeblich versuchten, das rechtsrheinische Germanien ihrem Reich einzuverleiben. Sie konnten nie dauerhaft Fuß fassen. Stets gab`s einen auf den Helm - Asterix und Obelix lassen grüßen. Denn auch in den nächsten Jahrhunderten duldeten die Germanen keine größeren römischen Ansiedlungen. Das heutige Stadtgebiet auf dem rechten Flussufer lag im Niemandsland vor den Grenzen des römischen Imperiums.

Ganz anders sah es auf der linken Rheinseite aus. Allein die Ortsnamen Ober- oder Niederkassel lassen eine Ableitung vom lateinischen "castellum" (Kastell, Festung) zu. Die Halbinsel zwischen Heerdt und Lörick wurde als Umfeld des Lagers Novesium (heute Neuss) genutzt.

Die große römische Heerstraße, die von Köln über Neuss nach Xanten führte, berührte das Stadtgebiet, führte über den heute noch vorhandenen Handweiser (ohne rot-grüne Pförtnerampel). Grüne Welle allein für die Besatzungsmacht!

Dass hier reger Verkehr herrschte, belegen viele Funde aus der damaligen Zeit: Waffen, Gläser, Speer- und Pfeilspitzen und vor allem immer wieder Münzen. Historiker fassen sich noch heute an den Kopf, wie viel Kleingeld die Legionäre damals verschleuderten - allerdings fand sich kein einziges Goldstück. Darin glichen sich die Römer mit dem viel später regierenden Jan Wellem. Auch er hinterließ kein einziges Goldstück, nachdem er sich nach München absetzte und den gesamten Bilderschatz der Stadt mitnahm (dazu später mehr).

Zurück zum linken Niederrhein. Hier prallten Welten aufeinander: Römische Legionäre aus dem nordafrikanischen Nubien sahen hier zum ersten Mal Blondinen mit blauen Augen. Die Haarpracht der Germaninnen eroberte die Schicki Micki-Szene in Rom. Blond war in. Dafür mussten die damaligen Düsseldorferinnen Haare lassen, im wahrsten Sinne des Wortes. Man machte systematisch Hatz auf einheimische Blondinen, stutzte ihnen die Haarpracht, exportierte sie nach Rom.

Archäologischer Park erweckt Rom zum Leben

Unsere Vorfahren lernten aber nicht nur den Frisör kennen. Auf dem Gebiet des heutigen Xanten führen die Besatzer den Einheimischen vor, was römische Stadtkultur bedeutet: Präzise Straßenplanung, Stadtbefestigungsanlagen, Frischwassersysteme und Kanalisation gehörten dazu, aber auch öffentliche Bäder und ein Amphitheater.

Aber die harte Arbeit - wie Ziegelbrennen, Steine schleppen, Fundamente ausheben - das war der Job der zwangsverpflichteten Sklaven. Für einen Hungerlohn schufteten sie unter der Aufsicht von Unteroffizieren, bis das heutige Xanten schachbrettartig stand. Prachtbauten, Handwerkerviertel, Villen, ein Hafen und ein Amphi-Theater für die Belustigung des gemeinen Volks entstand. Dort schlachteten Gladiatoren nicht nur wilde Tiere, sondern kurz darauf auch die ersten Düsseldorfer Christen ab. Der archäologische Park in Xanten, 1977 eröffnet, zeigt heute die Geschichte der Sieger. Von den Verlierern ist dagegen wenig zu sehen.

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